Spannende „Fundstücke“ ...
... die nichts (direkt) mit der Wahl zu tun haben. Diesmal zu den Kosten einer Tonne CO2:
● Der nationale deutsche CO2-Preis für die Sektoren Verkehr und Gebäude liegt derzeit bei 25 €/t
● Im Europäischen Emissionshandel beträgt er gut 60 €/t
● In den fortschrittlichsten Bereichen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland wird mit einem Schattenpreis von 180 €/t gearbeitet, was bedeutet, dass bei Preisvergleichen auf die Kosten von z.B. einem Bauvorhaben für jede Tonne CO2, die dabei emittiert wird, noch 180 € aufgeschlagen werden (z.B. hier für Baden-Württemberg beschrieben).
● In Großbritannien wurde gerade beschlossen (Paywall nach dem Teaser), mit einem Schattenpreis von 300 €/t zu arbeiten; es ist also bei allen in Deutschland angesetzten Kosten bzw. Preisen noch viel Luft nach oben für eine stärkere Berücksichtigung von Klimaschutz.
● In einem aktuellen wissenschaftlichen Fachartikel (wirklich kompliziert zu lesen, deshalb hier eine Besprechung in der Süddeutschen Zeitung) kommt eine Gruppe von Klimaökonomen zu dem Schluss, dass die sozialen Kosten einer Tonne CO2 im Mittel noch um eine Größenordnung höher liegen, also im Bereich von 1.000 bis 10.000 €/t. Dass in dieser Studie sehr viel höhere Werte ermittelt werden, liegt daran, dass die Forscher:innen - im Gegensatz zu anderen Studien - berücksichtigen, dass Klimawandel-bedingte Ereignisse nicht nur Schäden in dem Jahr verursachen, wo sie auftreten, sondern u.U. noch lange nachwirken. Im Ahrtal z.B. wurden dieses Jahr materielle Werte in Milliardenhöhe vernichtet. Das berücksichtigen alle Modelle. Nächstes Jahr wird das weg geschwemmte Restaurant aber immer noch keine Gäste bedienen können, weil das Haus noch gar nicht wieder aufgebaut ist. Solche Folgeschäden bleiben in anderen Studien unberücksichtigt. Diese Folgeschäden treffen übrigens - wie so viele Klimaungerechtigkeiten - die Staaten im globalen Süden am härtesten. Wenn, wie z.B. in Puerto Rico, kein umfangreicher Reparaturfonds auf Staatskosten bereitgestellt wird, dann bleibt die Wirtschaft jahrelang am Boden. Nebenbemerkung für Menschen, die es genau wissen wollen: Der weite Bereich für die Kostenschätzung kommt dadurch zustande, dass verschiedene Szenarien betrachtet werden. Zusätzlich zeigen die jeweiligen Ergebnisse eine breite Verteilung, was heißt, dass es nicht zwangsläufig so schlimm kommt, aber vielleicht auch noch viel schlimmer als es der mittlere Wert vermuten lässt.
Die Ergebnisse der zuletzt genannten Studie zeigen noch einmal deutlich, dass es extrem gefährlich ist, nicht JETZT zu handeln. Der Preis dafür wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein. Und wie das Hochwasser im Ahrtal und viele Waldbrände, Wirbelstürme, Dürren und Flutkatastrophen zuvor gezeigt haben, kostet unzureichender Klimaschutz nicht nur viel Geld, sondern verursacht unsägliches Leid und den Tod vieler Menschen. Wir können uns zu wenig Klimaschutz einfach nicht leisten.
Wählen wir also eine Regierung, die eine möglichst große Bereitschaft zeigt, beim Klimaschutz zu handeln, und setzen wir sie danach so unter Druck, dass sie den Kurs so verschärft, dass es für die Einhaltung der 1,5°-Grenze reicht. Zivilgesellschaftliche Aktionen und Aktivitäten werden nach dem globalen Streik und der Bundestagswahl genauso dringend nötig sein, wie sie es jetzt sind. Seid und bleibt wählerisch und engagiert.
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