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Pandemie, Klimakrise und Start des Modelllaufs

Liebe Unterstützer:innen und Interessierte,

euer Leben wird gerade sicherlich in vielerlei Hinsicht von der Corona-Pandemie bestimmt. Ich hoffe, ihr seid gesund und euch treffen die Folgen der Corona-Bekämpfung nicht zu hart. Ich bin kein Experte für Gesundheit oder Epidemiologie. Aber sobald ich mir die Zahlen genauer angeguckt hatte, war es für mich als Naturwissenschaftler absolut einleuchtend, dass das “*Bleibt zu Hause!*”, also eine massive Beschränkung der direkten Kontakte von Menschen untereinander, notwendig war und ist. Mehr dazu unten im Abschnitt Corona – ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass drastische Maßnahmen angezeigt waren”.

Wie sind die Themen *Corona und Klimaschutz* miteinander verbunden? Unten Gedanken zu drei Aspekten:
* “I want you to act as you would in a crisis”- Parallelen und Unterschiede zwischen Corona- und Klimakrise
* Die Corona-Krise zieht eine Wirtschaftskrise und riesige Hilfspakete nach sich. Wenn wir uns dadurch nicht die Zukunft verbauen wollen, dann muss das so gestaltet werden, dass die Wirtschaftshilfe für Corona-Geschädigte auch dem Klimaschutz dient, mehr dazu unten.
* Die Corona-Krise zeigt: Wir Menschen sind ein Teil der Natur. Was bedeutet das für die Bewältigung der Klimakrise?

UND dann ist es natürlich auch bei Klimaschutz For All weitergegangen: Am 24.2. hat die Bremer Bürgermeisterin Maike Schäfer beim #NeustartKlimaFindorff Fest den Startschuss für den Modelllauf von Klimaschutz For All gegeben. Am 27.2. wurde dann mit dem ersten Themenabend in die Arbeit gestartet. Kurze Zeit später stand dann auch die App zur Verfügung, die jetzt schon fleißig genutzt wird.

Mit dem Start des Modelllaufs sind wir auch die Titelgeschichte des Findorff Magazins geworden. Den zugehörigen Artikel könnt ihr auch online lesen. Und wenn ihr noch eine Seite weiter blättert, dann kommt ihr zu dem Artikel über das Projekt Visionskultur, in dem auch Klimaschutz For All jetzt einen Co-Working space hat.

Bleibt gesund und mit besten Grüßen,

Uli

*Corona – ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass drastische Maßnahmen angezeigt waren*
Die Notwendigkeit, die direkten Kontakte von Menschen untereinander massiv zu beschränken, um die Corona-Pandemie einzudämmen, ergab sich für mich aus einer relativ einfachen Rechnung: Ich habe den exponentiellen Anstieg der realen Fallzahlen Mitte März in eine Formel gepackt. Anhand dessen war zu sehen, dass wir bei einem ungebremsten Verlauf schon Anfang April bei täglich über 100.000 Neuinfektionen gewesen wären. Das hätte unser Gesundheitssystem auf jeden Fall überfordert. Natürlich weiß niemand, ob die Kurve wirklich so weiter verlaufen wäre, aber – und hier gibt es ganz klar eine Parallele zum Klimawandel – da es eine relevant hohe Wahrscheinlichkeit gab, dass es so kommt, musste dafür gesorgt werden, dass der exponentielle Anstieg gebremst wird. Das scheint jetzt der Fall zu sein. Ein Danke also an die Allermeisten, die sich auf die drastische Reduzierung der nicht unbedingt erforderlichen Kontakte eingelassen haben und immer noch einlassen.

*”I want you to act as you would in a crisis”- Parallelen und Unterschiede zwischen Corona- und Klimakrise*
Die Corona-Pandemie hat sowohl weltweit, als auch in Deutschland zur Umsetzung von sehr drastischen Maßnahmen zur Bewältigung der Krise geführt. Wir sehen heute den drastischen Unterschied zwischen dem, wie auf die Corona-Pandemie als Krise reagiert wird, und dem wie die drohende Erdüberhitzung als Nicht-Krise behandelt wird. Aber nur manches von dem, wie jetzt vorgegangen wird taugt wirklich als Vorbild für den Umgang mit der Klimakrise. Wie Alex Tembarth und Seaver Wang vom Breakthrough Institute betonen, würden nur wenige Menschen Begeisterung für mehr Klimaschutz entwickeln, wenn sie damit verbinden, dass es auf Jahre hinaus Einschränkungen gibt, die ähnlich massiv sind, wie die, die jetzt im Zuge von Corona für einige Wochen oder Monate erforderlich sind. Von daher ist klar: Eine andere Art von Krise erfordert eine andere Art von Maßnahmen. Aber die Bereitschaft, bisher undenkbare Dinge zu Gunsten einer Krisenbewältigung doch zu tun, könnten wir auch für die Bewältigung der Klimakrise gebrauchen. Bei der Klimakrise könnte das z. B. das Prinzip der Freiwilligkeit und Wirtschaftlichkeit bei der Sanierung von schlecht gedämmten Häusern sein. Und genau wie in der Corona-Krise müsste dann denen, die das in finanzielle Bedrängnis bringt, vom Staat geholfen werden. Seien es Mieter:innen, Hausbesitzer:innen oder Wohnungsbaugesellschaften. Es werden gerade 600 Mrd € mobilisiert, um die Wirtschaft zu stützen. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Ziele des Pariser Abkommens erreichen ließen, wenn weltweit 2 % des jährlichen Brutto-Inlands-Produktes (BIP) für den Klimaschutz ausgegeben würden. Da das deutsche BIP bei 4.000 Mrd € liegt, würden 600 Mrd € beim Klimaschutz ausreichen, um fast ein Jahrzehnt Klimaschutz mit der nötigen Ambition zu finanzieren.

* *Wirtschaftshilfe für Corona-Geschädigte, die auch dem Klimaschutz dient*
Die riesigen Summen, die zur Bewältigung der Corona-bedingten Wirtschaftskrise mobilisiert werden, lassen ahnen, dass der Klimaschutz in nächster Zeit nur dann voran kommen wird, wenn die Corona-Wirtschaftshilfe auch dem Klimaschutz dient. Gelingt dies nicht, wird es nur allzu oft heißen, dass wegen der Wirtschaftskrise leider keine Kapazität und kein Geld mehr vorhanden ist, um sich auch noch um Klimaschutz zu kümmern. In einem offenen Brief fordert deshalb ein Zusammenschluss von Stiftungen, dass die schnelle Unterstützung der Europäischen Wirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Krise und die große Bedeutung des Jahres 2020 für den internationalen Klimaschutz zusammen gedacht werden können und müssen. Konkrete Vorschläge dafür finden sich in einer Ausarbeitung, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat. Überzeugt euch das? Dann verbreitet solche Ideen und schreibt vielleicht mal an eure Bundestags- oder Bürgerschaftsabgeordneten und macht ihnen deutlich, dass ihr euch die Verknüpfung von wirtschaftlichem Wiederaufbau und Klimaschutz wünscht.

*Die Corona-Krise zeigt: Wir Menschen sind ein Teil der Natur*
Für mich gibt es eine ganz starke Verbindung zwischen der Corona- und der Klimakrise auf der Ebene des Verhältnisses von Mensch und Natur. Oft wird so gehandelt, als ob der Mensch außerhalb und über der Natur steht. Der Corona-Virus zeigt deutlich, dass wir Teil der Natur sind und bei weitem nicht allen Widrigkeiten des Lebens mit einer menschlichen Erfindung etwas entgegen zu setzen haben. Beim Klimaschutz fehlt diese Erkenntnis an vielen Stellen: Wir werden nicht in der Lage sein, die Folgen eines ungebremsten Klimawandels durch technische Maßnahmen auszugleichen: Deiche lassen sich nicht beliebig hoch bauen; noch weiß niemand, ob wir CO2 wieder aus der Luft herausholen können; und die phantasierte Klimaregulierung durch eine gezielte Veränderung der Atmosphäre (Geo-Engineering) hätte vollkommen unabsehbare Folgen. Dazu kommt, dass die technischen Lösungen fast alle ein Gerechtigkeitsproblem haben: Sie funktionieren im Zweifelsfalle besser für den reicheren globalen Norden, der sie sich leisten kann. Den Menschen im ärmeren globalen Süden hingegen, die zumeist wenig zur Erdüberhitzung beigetragen haben, stehen sie dagegen im Zweifelsfalle nicht zur Verfügung. Eine Botschaft, die wir aus der Corona-Krise mitnehmen sollten, ist von daher, dass wir schleunigst mit dem anfangen, was wir tun können. Schön, falls irgendwer demnächst was Tolles erfindet, dass Klimaschutz zum Kinderspiel macht. Aber darauf können wir nicht warten und darauf dürfen wir nicht setzen.

* Wir können und müssen jetzt aus Kohle, Öl und Gas aussteigen und dafür Photovoltaik (weg mit dem PV-Deckel => Info- und Aktions-Link) und Windkraft (weg mit der pauschalen Abstandsregel) massiv ausbauen,
* eine Verkehrswende hin zu einer viel öffentlicheren und grünen Mobilität kann jetzt in Angriff genommen werden
* wir brauchen besser gedämmte Gebäude und weniger Bauen und
* her mit einer Agrar- und Ernährungswende, bei der weniger tierische Lebensmittel gegessen und in größerem Einklang mit der Natur hergestellt werden.

Das alles ist ab sofort machbar. Lasst uns das im Kleinen tun und setzen wir uns dafür ein, dass die Politik es im Großen umsetzt.